NEUES JAHR – NEUE MÖGLICHKEITEN
Vor kurzem feierte die Welt Geburtstag: einen Beginn des neuen Jahres 5783 seit der Schöpfung des Menschen. In unserer Tradition ist ein Geburtstag sowohl für den Menschen, als auch für die Welt ein Moment, in dem sich neue Möglichkeiten eröffnen, ausgehend von unseren Errungenschaften im letzten Jahr.
Es ist eine Ehre für mich, dass sich auch für uns eine Möglichkeit eröffnet: Ich wurde mit der Möglichkeit, unserem Volk in der wunderbaren Gemeinde Dortmund zu dienen, gewürdigt. Lasst uns kennenlernen!
Ich heiße Avigdor Nosikov und wurde 1986 in Leningrad geboren. 1991 machte unsere Familie Alija nach Israel, in die Stadt Arad, wo ich zur Schule ging, später besuchte ich eine Jeschiwa in der heiligen Stadt Jerusalem. Solche Werte unseres Heiligen Landes wie Einheit unseres Volkes, gegenseitige Hilfe, Offenheit und Freiheit prägten sich für immer in meiner Weltvision ein.
2004 kehrte ich nach Arad zurück und fing an, Talmud in russischer Sprache bei mir zu Hause zu lehren. Nach einer Weile wuchsen diese Unterrichte aus meiner Wohnung hinaus und wir eröffneten eine russischsprachige Synagoge mit Thora-Unterricht, Gebeten und Begegnungen für Menschen aller Altersstufen. 2010 erzählte mir mein hingeschiedener Rabbiner Awraham Genikhowski, dass Russland aktiver Rabbiner für die Arbeit in den Gemeinden bedarf.
Als ich meine ersten Schritte im Judentum machte, entschied ich mich, dass aus Dankbarkeit dem Allmächtigen, der mir diese Gelegenheit der Thora näherzukommen gab, auch ich diesen Weg einschlagen und diese Möglichkeit auch anderen Menschen geben möchte. Ich entschied mich so zu lernen, dass ich Rabbiner werden und anderen Juden helfen kann, die Weisheit des Schöpfers zu fassen. 2008 erreichte ich mein Ziel und mir wurde die Smicha gewährt – die Weihe zum Rabbiner.
Ein Rabbiner hat dort zu sein, wo er am meisten benötigt wird, wo es noch keine Menschen gibt, die unser Erbe für ihre Stammesbrüder enthüllen. Und so, als ich die Worte meines Rabbiners hörte, nahm ich, trotz aller Hürden, das Angebot an und ging mit meiner Familie nach Russland in die Stadt Woronesch. Mehr als 12 Jahre lang und zusammen mit den wunderbaren, dem jüdischen Volk treuen aktiven Mitgliedern der Gemeinde entwickelten wir das jüdische Leben in Woronesch und Umgebung, und wurden somit zu einer der stärksten Regionalgemeinden Russlands.
Schließt der Allmächtige eine Tür, so öffnet er ganz gewiss eine neue, so auch für mich. Als ich diese Tür passierte, traf ich eine gute etablierte und freundliche Gemeinde Dortmunds, die mir von vornherein das Gefühl gab, dass die Gemeinde – eine große und fürsorgliche jüdische Familie ist. Und das ist unschätzbar!
Ich glaube daran, dass in unserer Zeit, wenn Einsamkeit die Schwäche des Menschenvolkes ist, wir mehr denn je beieinander und füreinander da sein sollen, und ich werde mit großer Freude hier sein, mit euch und für euch!
Ich teile die chassidische Weltanschauung. Unser Lehrer und Gründer, Rabbi Baal Schem-Tow, glaubte, dass einzelne Anstrengungen, um das Böse in sich zu besiegen, zwecklos sind. Bekömmlich ist es, den Tag mit guten Taten zu füllen, und dann drängt sich das Böse von sich aus heraus – es bleibt weder Kraft noch Zeit dafür. Und die besten Taten kann man nur zusammen machen, denn einer ist keiner!
Mein größter Wunsch ist jetzt eine persönliche Beziehung mit jedem von euch aufzubauen. Durch Begegnung finden wir gemeinsame Interessen und Anknüpfungspunkte und machen unsere Gemeinde, unser jüdisches Leben ausgiebiger, reichhaltiger und gefüllter.
Liebe Freunde, tajere Jiden! Meine Tür steht immer offen für jeden von euch, ich strebe persönliche Bekanntschaft mit jedem von euch an, um uns zusammen fortzubewegen – als geeinte Gemeinde und geeintes Volk. Ich bitte euch darum, mir einen Schritt, entgegenzutreten mir zu helfen die Gemeinde kennenzulernen, jeden von euch zu hören. Denn in Wirklichkeit ist eine Gemeinde –die Menschen, wir zusammen.
Ich wünsche allen ein gutes und süßes neues Jahr und einen guten Eintrag ins Buch des Lebens. Ich warte auf unser Treffen!
Rabbiner Avigdor Nosikov